Infos zum WEF23+ Antrag AG Nutztiere

Antrag

Bei der landwirtschaftlichen Weiterentwicklung des Fondlihofs nehmen Nutztiere weiterhin eine Rolle im Hofgefüge ein. Dabei sollen die Tierhaltungsbedingungen noch wesensgerechter werden, um ein möglichst hohes Mass an Tierwohl zu erreichen.

Erläuterungen, Erklärungen und Begründungen

Ausgangslage

In welche Richtung soll sich der Einsatz von Nutztieren (aktuell Legehennen und Weiderinder) auf unserem Hof weiterentwickeln?
Das WEF (Weiter-Entwicklung Fondlihof) hat sich im Jahr 2024 intensiv mit dem Thema Nutztiere auf dem Hof auseinandergesetzt. Um in diesem zentralen Thema weiterarbeiten zu können, braucht es nun eine gemeinsam getragene Entscheidung, ob und wie wir mit Nutztieren weiterarbeiten. Um diese Entscheidung an der ausserordentlichen Genossenschaftsversammlung am 17.11. 2024 gut informiert treffen zu können, wurde am 5. Oktober 2024 eine Konferenz für die Genossenschafter:innen organisiert. Dort haben die Fachkräfte und die Mitglieder der AG Nutztiere die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentiert und mit den anwesenden Genossenschafter:innen diskutiert. Die Ergebnisse sind auf der Seite Haltungen zusammengefasst. 

Ziel

Die Abstimmung über den Antrag der AG Nutztiere ermöglicht einen Richtungsentscheid. Damit schaffen wir die Grundlage, welche es den Fachkräften, der AG Nutztiere (und weiteren AGs) und der Infrastrukturgruppe (ISG) ermöglicht, die weitere Planung der Landwirtschaft und der Infrastruktur im Sinne der Genossenschaft anzugehen.

Es geht aber nicht darum, dass wir das Thema «ein für alle Mal» beschliessen wollen. Es entspricht vollständig dem Wesen der Genossenschaft, dass Entscheide immer wieder neu getroffen werden können.

Erläuterungen und Begründungen

Der partizipative Prozess für die Entscheidungsfindung zum Thema Nutztiere bei ortoloco hat auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Gruppen stattgefunden. Zentral war die intensive Auseinandersetzung im Fachkraft-Team, die Umfrage mit 200 Teilnehmenden und die Konferenz mit 40 Genossenschafter:innen. Aus diesen Ergebnissen, Tendenzen und Stimmungsbildern hat die AG Nutztiere nun den vorliegenden Antrag formuliert. Zudem wurden die wichtigsten Informationen und Ergebnisse für alle auf nutztiere.ortoloco.ch zusammengestellt.

Die Mehrheit der AG Nutztiere steht hinter dem Antrag, dass Nutztiere auf dem Fondlihof bei der landwirtschaftlichen Weiterentwicklung weiterhin eine Rolle im Hofgefüge einnehmen. Damit verknüpft sollen die Tierhaltungsbedingungen (Ställe, Futtergrundlage, Schlachtung) weiter verbessert und somit das Tierwohl weiter gesteigert werden.

Ein guter Teil der Genossenschafter:innen ernährt sich vegetarisch und die Idee eines bio-veganen Hofs ist für einige interessant. Die Umwandlung in einen bio-veganen Hof hätte aber Änderungen in unserem Bewirtschaftungssystem zur Folge, was neue Arbeitsprozesse benötigen würde und für welche wir uns neues Fachwissen aneignen müssten.  Das wäre aber kurz gesagt der Anfang eines gänzlich neuen Bewirtschaftungssystems, in dem wir im Fachwissen und den Prozessen nochmals von vorne anfangen. Dies birgt viele Risiken (z.B. mehrere Jahre Ernterückgänge, mögliche Verteuerung der Abos, hoher Ressourcenbedarf für die Entwicklung). Dies würde zu einer erheblichen Mehrbelastung der Fachkräfte führen. Da die Fachkräfte und der Vorstand aber auch in der jetzigen Situation schon regelmässig an ihren Kapazitätsgrenzen laufen, scheint uns diese Mehrbelastung zurzeit nicht vernünftig. Zudem zeigt unsere Umfrage, dass eine Mehrheit der Umfrageteilnehmenden den Wunsch eines bio-veganen Hofs nicht teilt. 

Zeitdimension

Falls der Antrag angenommen wird und wir als Genossenschaft den Richtungsentscheid fällen, mit Nutztieren weiterzufahren, soll dies nicht bedeuten, dass das Thema Umstellung auf bio-vegane Bewirtschaftung für immer vom Tisch ist. Darauf soll bei der weiteren Entwicklung von Konzepten und den Umbauten und Anschaffungen ein Augenmerk gelegt werden (z.B. Umnutzung des Stalls zu Kompostplatz bei Scheunenrenovation mitdenken, fahrbare Mobile statt Fixbauten bei Ersatz der Hühnerställe, Ergänzung der Hofdünger mit pflanzenbasierten Düngemethoden, etc.)

Es ist gut denkbar, dass in Zukunft eine engagierte Gruppe eine AG für eine Umstellung auf einen bio-veganen Betrieb gründet, insbesondere wenn der Betrieb und die Struktur der Hofsolawi stabilere Grundlagen bieten, und somit bessere Voraussetzungen für so grosse Veränderungen vorhanden sind.

Nächste Schritte nach der Abstimmung

Bei der Annahme des Antrags würden die Fachkräfte und die AG Nutztiere einen Zeitplan erstellen, wann welche Konzepte und Pläne entworfen und für weitere Abstimmungen an den Genossenschaftsversammlungen ausgearbeitet werden. Fest steht, dass es als erstes einen Aufruf für die Gründung einer AG Hühner geben würde – da ist eine Verbesserung der Tierhaltung am dringendsten notwendig. Es bräuchte auch Recherchen darüber, welche Wiederkäuer auf dem Fondlihof am sinnvollsten sind – weiter mit Rindern, Mutterkuhhaltung, Schafe, Lamas, …

Bei der Ablehnung des Antrags wäre es nicht möglich, von heute auf morgen die Nutztierhaltung einzustellen. Da die Hühnerherden im Hofgefüge nicht „systemrelevant“ sind, können diese ohne grössere betriebliche Veränderungen abgeschafft werden. Zuerst müsste eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die einen Zeitplan für die weitere Recherche und eine Ressourcenplanung für die Entwicklung der bio-veganen Landwirtschaft erarbeiten würden, welche wiederum der Genossenschaft zur Abstimmung vorgelegt würden.